Am Montag, dem 18. November 2024, schrieb Kap Verde Fußballgeschichte: Der kleine Inselstaat vor der westafrikanischen Küste qualifizierte sich zum ersten Mal in seiner 64-jährigen Nationengeschichte für eine FIFA-WeltmeisterschaftUSA, Mexiko und Kanada. Mit einem 3:0 (0:0)-Sieg gegen Eswatini wurde der Traum Wirklichkeit – und der kleine Staat mit nur rund 550.000 Einwohnern wurde zum zweitkleinsten WM-Teilnehmer aller Zeiten, direkt nach Island (2018). Die Mannschaft von Nationalcoach Pedro Leitão Brito, genannt "Bubista", hatte den Grundstein bereits im September mit einem überraschenden 1:0 gegen Kamerun gelegt. Der bekannteste Spieler, Innenverteidiger Logan Costa vom FC Villarreal, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses – doch das Team spielt mit Herz, nicht mit Namen.
Die kleinste Nation der Weltmeisterschaftsgeschichte
Gleichzeitig schrieb Curaçao noch größere Geschichte: Der karibische Inselstaat mit nur 150.000 Einwohnern qualifizierte sich erstmals – und wird damit zur kleinsten Nation aller Zeiten, die je eine WM erreichte. Ein 0:0 gegen Jamaika reichte. Der englische Trainer Steve McClaren, der das Team im Juli 2023 übernommen hatte, trat unmittelbar nach dem Spiel zurück. "Es liegt in der Verantwortung des Trainers, voranzugehen", sagte er mit brüchiger Stimme. "Ich habe alles gegeben. Aber Fußball ist ein Ergebnisgeschäft. Heute Abend haben wir unser Ziel verfehlt." Sein Co-Trainer Dean Gorré bestätigte: "Steve hat geweint. Es hat ihn so sehr getroffen." Die Mannschaft wurde während des entscheidenden Spiels von Gorré betreut, da Cheftrainer Dick Advocaat aus familiären Gründen abgereist war.Haiti nach 52 Jahren zurück auf die WM-Bühne
Auch Haiti feierte ein historisches Comeback. Nach 52 Jahren – seit der WM 1974 – stand der Karibikstaat wieder im großen Turnier. Ein 2:0 (2:0)-Sieg gegen Nicaragua und ein 0:0 zwischen Honduras und Costa Rica brachten Haiti mit 11 Punkten an die Spitze der Gruppe C. Honduras verpasste den Play-off-Platz, weil es schlechtere Tordifferenz hatte als Suriname, das sich damit erstmals für ein WM-Play-off qualifizierte.
Färöer: Der letzte Traum mit Hilfe von Gibraltar
Die Färöer-Inseln träumen weiter. Mit drei Siegen in Folge, zuletzt ein 2:1 gegen Tschechien, liegen sie in Gruppe L auf Platz drei. Für die Play-offs im März 2026 brauchen sie ein Unentschieden beim Kroatien von Luka Modrić – und gleichzeitig eine Niederlage der Tschechen zu Hause gegen Gibraltar, das bislang punktlos ist. "Wir können etwas erreichen, was wir noch nie getan haben", sagt Trainer Klakstein. "Aber wir brauchen die Hilfe von Gibraltar – das muss etwas tun, was es noch nie getan hat. Das ist eine riesige Herausforderung."Was kommt als Nächstes?
Jamaika muss nun den Umweg über die interkontinentalen Playoffs gehen. Die beiden bestplatzierten Teams aus dem Sextett – DR Kongo und Irak – sind für das Endspiel gesetzt. Jamaika trifft in der Halbfinal-Losung nicht auf Suriname, was eine kleine Erlösung ist. Die Playoffs finden im März 2026 statt, die WM selbst vom 11. Juni bis 19. Juli in den USA, Mexiko und Kanada – erstmals mit 48 Teams. Die WM 2026 wird nicht nur die größte, sondern auch die vielfältigste aller Zeiten: Mit Kap Verde, Curaçao, Haiti und möglicherweise den Färöern wird sie zu einem Fest der underdogs.
Warum das alles so wichtig ist
Diese WM wird nicht von Superstars dominiert, sondern von Träumen. Kap Verde hat nie einen Spieler in der Champions League gestellt. Curaçao hat kein professionelles Stadion mit mehr als 10.000 Plätzen. Haiti kämpft seit Jahren mit politischer Instabilität. Und die Färöer trainieren oft auf Schnee und Wind – bei Temperaturen unter null. Doch sie haben etwas, das viele Großmächte längst verloren haben: Glauben. Die WM 2026 wird nicht nur um Titel gehen. Sie wird um Identität gehen. Um das Recht, zu spielen. Um das Recht, zu träumen.Frequently Asked Questions
Wie konnte Kap Verde als kleiner Inselstaat die WM schaffen?
Kap Verde profitierte von einer starken Teamkultur, taktischer Disziplin und einer überraschend starken Abwehr. Der Schlüssel war der 1:0-Sieg über Kamerun im September 2024 – ein Ergebnis, das als Wendepunkt gilt. Der Trainer Bubista setzte auf Heimvorteil und konsequente Ballbesitz-Strategie. Zudem haben viele Spieler in Europa gespielt, was die technische Qualität erhöhte – trotz fehlender Stars wie Logan Costa.
Warum trat Steve McClaren nach dem Unentschieden gegen Curaçao zurück?
McClaren fühlte sich moralisch verantwortlich für das verpasste WM-Ticket, obwohl Jamaika lange in Führung lag. Er sagte selbst, dass er nach 18 Monaten intensiver Arbeit mit dem Team keine weiteren Fortschritte mehr sehen konnte. Sein Rücktritt war auch eine Geste der Ehrlichkeit – er wollte seinem Nachfolger die Chance geben, eine neue Ära zu beginnen, ohne den Druck seiner eigenen Erwartungen.
Was bedeutet die WM-Teilnahme für Haiti und Curaçao finanziell?
Die WM-Teilnahme bringt jedem Team mindestens 1,5 Millionen US-Dollar an FIFA-Prämien. Für Haiti, das jährlich nur 1,2 Millionen aus dem Fußballverband erhält, ist das eine Revolution. Curaçao wird seine Infrastruktur drastisch verbessern – neue Trainingsanlagen, Jugendprogramme, sogar eine nationale Liga mit professionellen Verträgen sind nun realistisch.
Können die Färöer tatsächlich in die Play-offs einziehen?
Theoretisch ja, aber praktisch unwahrscheinlich. Die Färöer brauchen ein Unentschieden gegen Kroatien (Weltmeisterschafts-Teilnehmer 2018 und 2022) und eine Niederlage Tschechiens gegen Gibraltar. Letzteres ist extrem unwahrscheinlich – Gibraltar hat in sechs Spielen null Punkte, aber gegen die Tschechen zu Hause ist jedes Ergebnis möglich. Die Chancen liegen bei unter 15 % – doch im Fußball zählt der Glaube.
Wieso ist die WM 2026 die größte aller Zeiten?
Mit 48 Teams statt 32 wird die WM 2026 nicht nur größer, sondern auch vielfältiger. Es ist das erste Mal, dass Länder wie Kap Verde, Curaçao und Haiti dabei sind – und möglicherweise die Färöer. Die Gruppenphase wird aus 12 Gruppen mit je 4 Teams bestehen, was mehr Spiele, mehr Überraschungen und mehr Chancen für Underdogs bedeutet. Die WM wird nicht nur ein Sportereignis, sondern ein globales Zeichen für Inklusion.